ein kleiner Nachtrag zu 2006. Ich konnte nicht widerstehen, weil ich zufällig das Semifinale entdeckt habe. Was, sagten wir, war der Hauptstil von 2006? Achja, Stripteasetänzerinnen und Rollenspieler.
Kein weiterer Kommentar.
2011
hat mich erschreckt. Zum ersten Mal seit 1961 ist wieder ein Gender Gap zu sehen. Er ist sogar deutlich, dass es weh tut. Der grundsätzliche Trend lautet: wir kehren auf den Boden der Tatsachen
zurück. No Nonsense - Kleidung ist der neue Look.
Dieser Look zeigt, dass sich diese Künstler wichtig fühlen. Sie haben was zu sagen. Auch die Lieder handeln vom Retten des Planeten, vom Verbessern der Welt, vom Gehört- und geliebt werden. Davon, Spuren zu hinterlassen, mit beiden Füßen auf der Erde zu stehen. Bei den Männern sieht man das auch im Outfit. Die Frauen schauen leider mehrheitlich aus, wie verstaubte Sextoys direkt vom Kellerregal:
Wie konnte das passieren? War der Stripteasetänzerinnen-Look so verführerisch? Sind daran die Sender/Stylisten schuld? Wie auch immer, es verwundert im Nachhinein nicht, dass bald die MeToo-Bewegung daher kommen wird. Einige Damen haben das auch schon 2011 geschafft und machen den No Nonsense „Ich hab was zu sagen“ - Look mit:
Eine nette Unterkategorie von 2011 heißt, „Die schlecht sitzende Hose“, ein Trend, der sich bis heute großer Beliebtheit erfreut.
2016
gibt es den No Nonsense Look noch, aber bei mehr als der Hälfte der Show Acts sehen wir etwas Neues, und diesmal haben die Frauen die Nase vorn: Der Empowerment Look. Auf der Bühne stehen
plötzlich keine normalen Leute, sondern Superheroes, Superhumans, Zauberer, Prinzen und Prinzessinnen und Wonderwomen:
Das sind nicht mehr die Rollenspieler von 2006. Sehen Sie den Unterschied? Die Verspieltheit ist weg, dafür sehen wir starke Egos. Teilweise kann man die Bühne miteinbeziehen, um zu erkennen, dass hier Superhumans dargestellt werden:
Hier ist der Empowerment/ Superhuman - Look 2017 und 2018
und diese beiden Bilder bringen es meiner Meinung nach auf den Punkt:
Das linke von 2011 ist Verniedlichung, das rechte von 2018 ist Empowerment. Links ist die Süße wörtlich gemeint, rechts sehen wir die Ironisierung.
Das ist die Entwicklung von „I am your Sextoy“ zu „I'm not your toy“.
2021?
bleibt uns nur noch zu spekulieren, wie es weiter gehen könnte. Natürlich wird sich die Mode ändern, je nach Wandel in der Silhouette und ggf. der Erfindung neuer Textilien. Aber uns interessiert
ja nicht unbedingt Mode, sondern Stilgeschichte. Wie wird man sich präsentieren? Was wird man sagen, ausdrücken, darstellen wollen? Es wird sehr viel davon abhängen, wer 2020 US-Präsident wird,
ob und wie sehr wir persönlich die Folgen des Klimawandels spüren werden und was sonst Ungeplantes auf der politisch-ökonomischen Weltbühne geschehen wird. Ich kann mir drei Möglichkeiten
vorstellen.
Den Konsumverweigerungs-Hanf-Leinen-Naturlook
den totalen Retro-Eskapismus
oder den gnadenlosen Rebellenlook
Vielleicht liege ich aber auch komplett daneben. Wie auch immer. Mir hat diese Reise durch die Jahrzehnte viel Spaß gemacht und tatsächlich einige Erkenntnisse beschert. Ich hoffe, Ihnen geht es
ebenso.